04. Aug 2020 von Michel Doermer mit 1 Kommentar/en

Was Sie schon immer über Videokonferenzen wissen wollten – Teil II


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Als Angela Merkel 2013 in einer Pressekonferenz mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama das Bonmot „Das Internet ist für uns alle Neuland“ formulierte, war das Gelächter groß. Nüchtern betrachtet ist ihre Kernaussage heute noch gültig. Zu beobachten ist dies täglich in Videokonferenzen. Man muss nur hinschauen und zuhören.

Ob DAX-CEOs oder politisches Spitzenpersonal, Speaker der ersten virtuellen re:publica oder Delegierte des ersten digitalen Bundesparteitags der Grünen, Referent:innen auf online-Konferenzen (darunter PR-Agenturchefs und Leiter:innen der Konzernkommunikation von DAX-Unternehmen) und selbst professionelle Webinaranbieter – sie alle haben ihre Schwierigkeiten mit diesem „Neuland“, von dem Angela Merkel 2013 sprach, nämlich dem Internet. Zumindest scheitern sie daran, gut in dem nun gängigen Format der Videokonferenz zu kommunizieren.

Nicht nur das WAS ist wichtig, sondern auch das WIE  

Gute Kommunikation macht nicht nur aus, WAS gesagt wird, sondern auch WIE es gesagt wird – das ist Inhalt eines guten Medientrainings und von daher kein Geheimnis von PR-Profis. Tatsächlich konterkariert in der Videokonferenz das WIE permanent das WAS. Bildhintergründe, die persönliche Details offenbaren, Bildausschnitte, die irritieren, Kamerawinkel, die Einblicke in Nasenlöcher und auf Wohnzimmerdecken freigeben sowie akustische Störungen, lenken nicht nur ab, sondern verhindern gute Kommunikation. Inzwischen wird von Zoom Fatigue und anderen krankmachenden Phänomenen berichtet, die durch Videokonferenzen ausgelöst werden.

Kommunikation, die Mitarbeiter:innen ablenkt, erschöpft und sogar krank machen kann, stehen dem Sinn und Zweck von Videokonferenzen entgegen und führen unweigerlich zu schlechten Ergebnissen. Das sollte nicht nur die Belegschaft beunruhigen, sondern das Management auf den Plan rufen. Denn hier geht es um die Gesundheit einerseits – und um Effizienz sowie Zielerreichung von Unternehmen und Organisationen andererseits. Es ist also höchste Zeit, sich mit dem Instrument der Videokonferenz auseinander zu setzen. Denn die Videokonferenz wird genauso wenig verschwinden wie das Internet.

In einem ersten Blogbeitrag ging es um Tonqualität in der Videokonferenz. Hier geht es nun um das Bild. Ein dritter Blogbeitrag, der in Kürze folgt, wird Tipps zum Verhalten in der Videokonferenz geben.

Tipps für die Bildgestaltung in der Videokonferenz

Wer sich aufregt, weil Kinder, Hunde oder Liebhaber:innen durch den Bildhintergrund huschen, hat das Leben nie geliebt. Viel wichtiger sind die folgenden Grundregeln beim Bildaufbau, die hier nur in Kürze aufgeführt werden. Ausführlicher und sehr gut auch bildlich aufbereitet haben es die geschätzten Kollegen von Pionierfilm in einem Blogbeitrag:

  • Format: In der Videokonferenz sollte ausschließlich im Querformat teilgenommen werden. Menschen sind seit über hundert Jahren daran gewohnt, Kino, Fernsehen und Videos im Querformat zu konsumieren. Querformat ist auch die richtige Wahl für alle, die mit einem Smartphone an einer Videokonferenz teilnehmen. Ein Hochformat stört nicht nur alle anderen Teilnehmer in ihrer Sehgewohnheit, sondern die meisten Videokonferenzsysteme zeigen Teilnehmer*Innen im Hochformat mit breiten Rändern und auch kleiner an; bisweilen können sie das Hochformat gar nicht verarbeiten, so dass nur die Hälfe des Bildes angezeigt wird.
  • Interne oder externe Kamera: die in handelsüblichen Laptops verbauten Kameras sind in der Regel absolut ausreichend für Videokonferenzen. Insofern sind externe Videokameras nicht notwendig. Wer dennoch eine externe Kamera anschließt oder per Smartphone oder Tablet an einer Videokonferenz teilnimmt, sollte unbedingt seine Kamera auf ein Stativ stellen, damit sie fest installiert ist, nicht umfallen kann oder wackelt. Zudem sind externe Kameras sowie Smartphone oder Tablet weitwinkeliger. Das muss man wissen, weil es mehr Möglichkeiten zu gestikulieren eröffnet. Ebenso hat es Auswirkungen auf den Ausschnitt des Bildhintergrunds.
  • Kamerahöhe: Die Kamera sollte auf Augenhöhe stehen. Dazu muss man den Laptop auf dem Schreibtisch auf ein paar dickere Bücher oder einen Karton stellen. Wer eine externe Kamera nutzt, etwa das Smartphone, sollte es auf ein Stativ auf Blickhöhe befestigen. Wer den Laptop auf Schreibtischhöhe stehen hat, lässt sich untersichtig filmen – die Kamera ist also weit unterhalb der Augen installiert. Das führt zu Ansichten der Bürodecke und in Nasenlöcher. Außerdem lassen untersichtige Kameras Sprecher:innen arrogant wirken, übersichtige hingegen unterwürfig.
  • Position im Bild: Der Kopf sollte im Bildrahmen so positioniert sein, dass er am oberen Bildrand geradezu abschließt. Das Kinn ist dann quasi im Bildmittelpunkt. Links und rechts sollte jeweils gleichviel Abstand sein.
  • Hintergrund: Einen guten Bildhintergrund einzurichten ist ein aufwändiges Unterfangen und birgt das Risiko ins Fettnäpfchen zu treten. Daher empfiehlt sich eine einfache Variante, etwa eine einfarbige Wand. Ein Bücherregal oder ein Blick in die Tiefe eines Büros oder Wohnzimmers, lenken nicht nur wegen ihres Detailreichtums ab. Sie geben auch unweigerlich Einblicke, die zu Wahrnehmungen anderer führen, auf die man dann keinen Einfluss mehr hat. Fenster, verglaste Bilder oder Pflanzen sind in der Regel schlechte Bildhintergründe.
  • Licht: Tageslicht ist die beste Lichtquelle, im Büro oder Homeoffice aber nicht immer verfügbar. Im Idealfall setzt man sich vor ein Fenster – solange einem dort die Sonne direkt ins Gesicht scheint. Dann hilft eine lichtdurchlässige, aber dimmende Gardine oder Tuch als Blende. Wer im 90-Gradwinkel zu einer starken Lichtquelle, etwa einem Fenster sitzt, dem fällt Schatten in eine Gesichtshälfte. Hier hilft eine zweite Lichtquelle. Manchmal ist ein zweiter Bildschirm schon ausreichend, etwa mit einem geöffneten, leeren Worddokument. Das gilt auch für Videokonferenzen in dunklen Räumen. Wer es professioneller mag, kann sich auch ein LED-Panel kaufen, bei der man nicht nur die Stärke des Lichts, sondern auch die Farbtemperatur einstellen kann.

Übung macht den Meister: Medientraining

Übrigens, wer die oben aufgeführten Tipps befolgt und auch mit sauberem Ton an Videokonferenzen teilnimmt, wird mit seinen Argumenten und Botschaften viel besser durchdringen und damit auch seine Ziele besser erreichen. Das ist besonders relevant für all jene, die etwa mit Medien sprechen, ein Jobinterview führen oder an Verkaufsverhandlungen teilnehmen. MFSK bietet mit dem Medientraining Parkettsicherheit in der Videokonferenz für diese Kommunikationsaufgaben spezifische Medientrainings an.

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